Maschinisten üben im Simulator

Auf Bildschirmen werden kritische Situationen bei Einsatzfahrten dargestellt
Von Isolde Deiser

Böbrach. „Tatü tata“ – ein Feuerwehrfahrzeug mit Blaulicht und Martinshorn taucht plötzlich auf. Bereits Kinder lernen, dass man für diese Fahrzeuge Platz machen muss, damit diese schnell zum Einsatzort kommen. Aber wie lernen eigentlich die Frauen und Männer hinter dem Lenkrad der Feuerwehrautos das richtige Fahren zum Einsatzort?
Ein wichtiges Training hierfür bietet der neue Einsatzfahrtensimulator der Versicherungskammer Bayern. Die Feuerwehren im Landkreis Regen konnten bei diesem Pilotprojekt als eine der ersten in Bayern in einem der neuen Simulatoren, der im Feuerwehrhaus Böbrach aufgestellt worden war, das richtige Verhalten bei kritischen Situationen im Straßenverkehr effektiv üben.
Eine Besonderheit, denn Blaulichtfahrten können auf der Straße oder auf Übungsplätzen nicht realistisch trainiert werden. Doch damit ist jetzt Schluss. Die Versicherungskammer Bayern und das Bayerische Staatsministerium des Innern für Sport und Integration haben zwei Simulatoren für diesen Zweck beschafft.
In den beiden baugleichen Simulator-Anhängern im Wert von je 175000 Euro ist ein Fahrersitz mit Bewegungssystem montiert, die Fahrt wird auf drei großen Bildschirmen dargestellt. Damit lässt sich ein ausreichend realistisches Fahrgefühl erzeugen. Um den Simulator zu betreiben, muss der Anhänger, in dem der Simulator verbaut ist, nur abgestützt und aufgeklappt werden. So kann er in einem Feuerwehrgerätehaus schnell einsatzbereit gemacht werden.
„Es ist für die Feuerwehrleute schwierig, richtig einzuschätzen, was die anderen Verkehrsteilnehmer machen, wenn sie mit Blaulicht kommen“, sagt Christian Krams, Leiter Konzernschaden der Versicherungskammer und Vorstand bei der BavariaDirekt. „Im Simulator können die Feuerwehrleute solche Situationen üben, und das ganz ohne Unfallgefahr, kostengünstig und auch noch ohne Abgase.“
Für die Maschinisten der Feuerwehr ist es wichtig, so schnell wie möglich an den Einsatzort zu kommen. Noch wichtiger ist es aber, weder sich noch andere Verkehrsteilnehmer dabei zu gefährden. Kritische Situationen sind besonders das Überqueren von roten Ampeln und Überholmanöver. Hier besteht die größte Unfallgefahr.
Die Teilnehmer sollen nach dem Training mit dem Einsatzfahrtensimulator in der Lage sein, solch brisante Situationen durch geübte Fahrstrategien zu bewältigen. Trainerin Sandra Reichert von der Staatlichen Feuerwehrschule Regensburg erklärt: „Die Gruppe beurteilt nach jeder Fahrt anhand der Aufzeichnung die Situationen selbst. Viele sind von sich selbst überrascht, was sie während der Fahrt im Stress alles übersehen haben.“
Zunächst wurden Multiplikatoren der Feuerwehren von den Ausbildern Sandra Reichert und Reinhard Märkl von der Staatlichen Feuerwehrschule Regensburg ausgebildet, die dann selbst ihre Kameraden und Kameradinnen schulen können. Aus den Reihen der Feuerwehren im Landkreis Regen erklärten sich Alex Tremml (Ruhmannsfelden), Georg Hirtreiter (Drachselsried), Reiner Arweck (Gotteszell), Martin Gehr (Viechtach), Andreas Köstelmeier (Ellerbach), Andy Lederle (Rinchnach), Rene Raster und Michael Maimer jun. (Böbrach), Reinhold Weber (Triefenried) sowie Maximilian Weindl (Altnußberg) bereit, als Multiplikatoren an der Fortbildung mitzuwirken.
Die Gemeinde Böbrach und die Feuerwehr Böbrach hatten das Feuerwehrhaus hierfür zur Verfügung gestellt, denn Böbrach liegt zentral im Landkreis. Kreisbrandinspektor Christian Stiedl und Kreisbrandmeister Michael Maimer, beide Böbrach, konnten die Ausbildung stets verfolgen und dem Verantwortlichen für die Fortbildung, Kreisbrandmeister Thomas Märcz, täglich von den Erfahrungen der Teilnehmer berichten. Im Landkreis Regen stand der Fahrsimulator 21 Tage zur Verfügung. In dieser Zeit konnten 138 Kameradinnen und Kameraden in Unterrichtseinheiten von jeweils 3,5 Stunden geschult werden. Dabei wurden die Gruppenstärken so ausgewählt, dass alle Vorgaben zum Infektionsschutz eingehalten werden konnten.
Die Fortbildung wurde durch Thomas Märcz organisiert, der als Schirrmeister für die Ausbildung der Maschinisten der Feuerwehren im gesamten Landkreis zuständig ist.
Die gesamte Fortbildung, auch wenn sie unter den strengen Vorgaben des Infektionsschutzes während der aktuellen Pandemiezeit durchgeführt werden musste, wurde von allen Teilnehmern äußerst positiv bewertet und war ein großer Erfolg.
 
Text: PNP/Märcz